
Meditation ist keine Religion und kein Kampf gegen Gedanken. Sie ist ein Date mit unserem wahren Ich.
Von meiner ersten Begegnung mit der Meditation:
Vor etwa zwanzig Jahren fand ich mich eines Abends auf dem Nachhauseweg von der Arbeit vor einem warm leuchtenden Eingang wieder.
Ich lebte zu dieser Zeit im Zentrum der Wiener Altstadt und meine Gedanken damals waren alles andere als hell, weswegen ich wahrscheinlich
sensibler und offener war für das, was ich in diesem Licht vor dem Hauseingang sah und spürte. Von Buddhismus hatte ich natürlich schon gehört,
was sich dahinter verbarg, davon wusste ich bis zu diesem Abend nichts. Vor zwei Jahrzehnten gab es auch noch keine Yoga-Studios an jeder Ecke,
geschweige denn es hätte jemand in meinem Bekanntenkreis meditiert.
Vor diesem Eingang des kleinen buddhistischen Zentrums stand eine Gruppe von ganz unterschiedlichen Menschen, die sehr fröhlich wirkten.
Ich überlegte nicht lange und folgte ihnen durch den Innenhof die Treppen hinauf in den zweiten Stock und trat durch eine schmale Holztür.
Ich tat alles, was die anderen auch taten: Jacke aufhängen, Schuhe ausziehen und die ausgeleierten Filzpantoletten anziehen. Ich folgte in einen
langen Raum und nahm auf einem der braunen, zerdrückten Sitzkissen, die an den Wänden entlang aufgereiht waren, Platz.
Ich schaute mich langsam um. Jedes Gesicht, das ich anblickte, lächelte mir zu. Etwas, das ich so noch nie erfahren hatte. Als dann der Mönch in
dunkelgrauer, weiter Kleidung den Raum betrat, sich vor einem kleinen Altar mit einer Buddha Statue verbeugte, im Lotussitz niederließ und mich
anlächelte, war ich den Tränen nahe. Christoph war Österreicher und hatte 16 Jahre in einem Kloster im Himalaya gelebt.
Seine Ausstrahlung berührte mich.
Er erzählte erst aus dem Siddhartha von Herman Hesse, dann sprach er über Anhaftungen und Emotionen. Ich verstand damals nur einen kleinen Teil,
aber das, was ich verstand, schuf in mir ein Gefühl der Wärme und Entspannung. Dann leitete der Mönch eine zwanzig-minütige Meditation an –
und mein Leben veränderte sich maßgeblich. Auch das wusste ich damals noch nicht.
Meditation ist nicht religiös, sie ist spirituell
Meditation ist keine Religion. Sie ist im Grunde auch an keine Religion gebunden – auch wenn sie in Religionen, wie etwa dem Buddhismus oder
dem Hinduismus, für die Praxis genutzt wird. Wenn man möchte, ist vielleicht auch sogar das Beten in christlichen Kirchen Meditation oder auch
das Gebet im Islam. Im Grunde genommen kann jeder Moment ein Moment der Meditation sein. Jeder Moment, der als solcher erlebt wird.
Um zu meditieren, muss man sich auch nicht religiös betätigen oder einer Religion angehören. Allerdings würde ich behaupten, dass alle jene,
die das Meditieren regelmäßig praktizieren, spirituell sind – oder mit der Zeit ihre Spiritualität entdecken.
Meditation ist kein Kampf gegen Gedanken
Die eigentliche Beschreibung und Definition von Meditation ist nicht immer leicht. Eine Definition, wie ich finde lautet, wie folgt:
Meditation ist eine jahrtausendalte Methode durch Rückzug der Sinne zum eigenen Selbst zu kommen.

In einigen Yoga-Klassen und Retreats, die ich besucht habe, wurde die Meditation vor allem kurz vor und kurz nach den Asanas (den Haltungen) angeleitet.
In den meisten Fällen wurde eine Art „Bodycsan“ durchgeführt. Dabei wird bei geschlossenen Augen die Aufmerksamkeit auf bestimmte Körperteile
geleitet oder eben klassisch auf den Atem. Das ist eine gute Übung, um sich zu Entspannen und gut für Einsteiger*innen geeignet. Leider wird in den
meisten Yoga-Klassen jedoch nicht genau erklärt, welche Intention die Meditation hat. Denn die Meditation ist Teil des Yoga.
Viele Schüler*innen, die zu mir kommen, und auch zuvor Erfahrungen mit dem Meditieren in Yoga-Klassen gemacht haben, beschreiben es als
eine Art „Gedanken wegschieben“ oder als „eine Art Konzentration”. Sie sagen „Ich kann nicht meditieren. Ich kann nicht lange stillsitzen und
meine Gedanken kann ich auch nicht abstellen.“ Doch genau das ist NICHT Meditation.
OSHO, ein indischer Philosoph, der Anfang der 1970er die Neo-Sannyas-Bewegung gründete – uns besser bekannt als Bhagwan – hielt in
seiner Lehre drei Grundelemente der Meditation folgendes fest:
- Kein Kampf gegen Gedanken, keine Kontrolle, keine Konzentration
- Entspannte, wache Beobachtung des Ist-Zustandes ohne sich einzumischen
- Kein Urteil, keine Wertung
Meditation ist das Besinnen auf das Hier und Jetzt
Niemand muss lange still sitzen beim Meditieren (gerade nicht zu Beginn) und es muss sich auch niemand in den Schneider- oder Lotussitz zwängen.
Meditieren kann man an die Wand gelehnt, mit ausgestreckten Beinen, auf einem Stuhl, im Gehen, tanzend, liegend usw.
Mehr dazu findet ihr unter Meditieren lernen.
Bei der Meditation geht es einzig darum, eine bequeme Haltung (oder Bewegung) einzunehmen und all das was passiert, zu beobachten.
Es geht darum, in einen bewussten Abstand zum Verstand zu gehen und zu lernen, zeitweise aus ihm herauszutreten. In Stille.
Durch eine Regelmäßigkeit können wir lernen, unseren Geist, also unsere Gedanken und Emotionen, immer besser zu beobachten und
dann auch uns selbst immer besser zu verstehen.
Bei der Meditation begeben wir uns in das Hier und Jetzt. Wir sind nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft.
Sondern in diesem Moment.
Dazu können wir ein Hilfsmittel, das wir immer bei uns haben, nutzen: den Atem.
Der Atem ist von dem Moment, in dem wir auf die Welt kommen, bis zu dem Moment, in dem wir sie wieder verlassen, bei uns. Tag und Nacht. Wir können uns also überall und immer dann, wenn wir uns zu uns „zurückziehen“ möchten, nutzen. Durch das Beobachten des Atems leiten wir unsere Aufmerksamkeit von außen nach innen, in uns selbst. Wir sind im Hier und Jetzt. Durch das Schließen der Augen wird dieser Effekt noch verstärkt.

Meditation: Von A wie Achtsamkeit bis Z wie Zen
Die Aufmerksamkeit auf den Atem zu lenken, ist meist ein guter Einstieg in das, was wir meditieren nennen. Es wird aber auch von Erfahrenen genutzt, um Meditation einzuleiten oder auch, um sich in Momenten zurück zu sich selbst zu leiten.
Es gibt allerdings sehr viele verschiedene Arten der Meditation, die in unterschiedlichen Kulturkreisen und Religionen praktiziert werden.
Ein kurzer, sehr knapper Ausblick auf verschiedene Meditationsformen (der nur einige wenige Elemente andeutet und keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat):
So ist zum Beispiel das Lenken der Aufmerksamkeit auf den Atem, auf ein Sinnesorgan oder auch auf ein Körperteil eine Form der Achtsamkeitsmeditation. Dabei werden aber auch alle Gedanken „beobachtet“, das heißt, sie werden willkommen geheißen aber nicht nachgegangen. Der Übende nimmt dazu einen Standpunkt jenseits der Gedanken ein und lernt so, sich nicht mit den Gedanken zu identifizieren. Im Buddhismus trägt diese Art der Meditation den Namen Vipassana. Mehr zur Achtsamkeit gibt es unter „Was ist Achtsamkeit?“
Bei der Chakren-Meditation wird hingegen die Aufmerksamkeit auf die 7 Chakren, das sind besondere Energiefelder in unserem Körper, gelenkt. Bei den Mahayana Buddhisten wird dafür mehr mit Bildern, also der Visualisierung, gearbeitet, bei der Metta Meditation die Liebe (für sich selbst aber auch für andere) in den Fokus gerückt. Man kann mit Mantras meditieren (transzendentale Meditation) oder auch mit halb geöffneten Augen, die in einem 45 Grad Winkel auf den Boden oder zu einer Wand gerichtet sind, so wie im Zen. Und dann gibt es noch Kundalini, in dem es auch viel um Bewegung geht.
Alle diese Meditationsformen (und noch einige mehr) habe ich ausprobiert, geübt und angeleitet. Wer mehr dazu erfahren oder die ein oder andere ausprobieren möchte, kann mir gerne eine Nachricht schreiben.

Die heilende Kraft der Meditation
In einem Artikel in dem Magazin Psychologie heute wurde die Meditation als heilende Kraft bezeichnet. Mittlerweile gibt es Studien, die belegen, dass sie Menschen, die regelmäßig meditieren, beginnen, anders mit ihrem Körper umzugehen. MRT-Aufnahmen zeigen sogar, dass das Meditieren zahlreiche Hirnregionen verändert und den Pegel des Stresshormons Kortisol senkt.
Zur Erklärung: Ein chronisch erhöhter Kortisol-Spiegel wird in der Medizin mit Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Schlafstörungen und Herzerkrankungen in Verbindung gebracht. Außerdem schwächt ein zu hoher Kortisol-Spiegel über längere Zeit auch das Immunsystem, was letztlich auch die Abwehr schwächt.
Meditation ist also auch eine Art Schutzprogramm für das Immunsystem, heißt es in dem Artikel weiter. Abgesehen davon können Menschen, die über längere Zeit regelmäßig meditieren, Körpersignale deutlicher und schneller erkennen. Durch die Achtsamkeit werden Signale wie Müdigkeit, Verspannung oder Herzrasen besser wahrgenommen. Dadurch kann dann auch besser auf die eigenen Bedürfnisse eingegangen werden.
Jungbrunnen Meditation
Es gibt erste Hinweise, dass die Achtsamkeitsmeditation möglicherweise sogar die Zellalterung positiv beeinflusst. Nicht nur, dass Meditation das Stresslevel senkt, sie wirkt auch als Gegenmittel zum Alterungsprozess. In einer Studie an der University of California zeigten Meditierende nach einem dreimonatigem Meditationstraining, um ein Drittel erhöhte Telomerase-Aktivität.
Zur Erklärung: Telomere sind die Schutzkappen an den Enden der Chromosomen. Mit jeder Zellteilung werden sie kürzer, bis sich die Zellen nicht mehr teilen und vergreisen. Bestimmte Maßnahmen halten diesen Verschleiß jedoch auf und verlängern Telomere wieder.
Meditation als Antidepressivum
Grübelprozesse und negative Gedanken spielen eine große Rolle bei Depressionen. Hier können Achtsamkeitsmethoden helfen, da sie Ruhe bringen und entspannen. Durch die Achtsamkeit kann die Kontrolle über den Geist zurückgewonnen und Gedankenspiralen unterbrochen oder sogar aufgelöst werden. Zudem kann durch den Fokus auf Güte und Liebe (Metta Meditation) soziale Intelligenz und Mitgefühl aufgebaut werden, was uns wiederum im Umgang mit anderen zufriedener machen kann. Kurz: Meditation verändert uns. Sie macht und glücklich und gesünder.
Also lasst uns damit beginnen. Im Hier und Jetzt.